Glas

Fenster- und Spiegelglas (Floatglas)

Floatglas ist ein planes, durchsichtiges Glas, das parallele Oberflächen hat und weitgehend frei ist von Blasen, Inhomogenität, Schlieren und Spannungen. Es ist erhältlich als klares Glas mit geringer Eigenfarbe und in vielen (eingefärbten) Farbstellungen. Floatgläser zählen nicht zu den bruchsicheren Werkstoffen. Ihre Verwendung in Schulen und Kindertageseinrichtungen ist deshalb nur dann zulässig, wenn der Zugang erschwert ist, z. B. durch ein Meter hohe Geländer mindestens 20 cm vor der Verglasung, Verglasungen hinter bepflanzten Schutzzonen, mindestens 80 cm hohe und mindestens 20 cm tiefe Fensterbänke oder Anordnung von Glasschränken in Nebenräumen [1].

Einscheiben-Sicherheitsglas (ESG und ESG-H)

Die Oberfläche von ESG und ESG-H ist durch den thermischen Vorspannungsprozess im Vergleich zu normalem Floatglas verändert. Hierdurch können eventuell optische Effekte, wie z. B. Verzerrungen, Anisotropien (dunkelfarbige Ringe oder Streifen) und auch eine erhöhte Wahrnehmung von Kratzern entstehen.
ESG ist ein thermisch vorgespanntes Flachglas, bei dem im Vergleich zu normal gekühltem Glas eine wesentlich höhere Belastbarkeit gegenüber mechanischen und thermischen Einwirkungen erzielt wird. Es besitzt im Vergleich zu normalem Glas eine deutlich erhöhte Festigkeit und Temperaturwechselbeständigkeit sowie ein feinkrümeliges Bruchbild mit stumpfen Kanten, wodurch das Produkt seine Sicherheitseigenschaften erhält.
Bei der Herstellung von Floatglas als Basisprodukt lassen sich trotz großer Sorgfalt Verunreinigungen der Glasschmelze mit Nickel nicht vermeiden, was dann zu Einschlüssen aus Nickelsulfid führt. Diese haben die Eigenschaft, sich im Lauf der Zeit und beschleunigt durch Temperatureinfluss zu vergrößern und die bei ESG im Glasquerschnitt bestehenden Spannungszonen zu stören. Die Folge kann ein sogenannter „Spontanbruch“ sein. Eine wirksame Methode dagegen ist eine erneute Wärmebehandlung des ESG im sog. Heißlagerungstest; das entsprechend behandelte Produkt heißt dann ESG-H. Durch diese Behandlung wird das Risiko auf Bruch durch Nickelsulfid zwar erheblich verringert, ist aber dennoch nicht ganz auszuschließen. [2]

Verbundsicherheitsglas (VSG)

Verbundsicherheitsglas besteht aus mindestens zwei Glasscheiben, die durch zähelastische, reißfeste Folien unter Druck und Wärme zu einer Einheit fest verbunden wurden.
Wird die Scheibe bis zum Bruch beansprucht, haften die Bruchstücke an der Folie, sodass die Scheibenoberfläche weitgehend plan bleibt; d.h. die Scheibe zerbricht in größere Teile, verbleibt jedoch in ihrer Gesamtheit im Rahmen.
Da für VSG keine Kennzeichnungspflicht besteht, kann unbeschädigtes Glas nur am Profil der Außenkanten oder im Fall von Stahlfadenverbundglas an den eingelegten Stahlfäden erkannt werden.
Stahlfadenverbundglas kann leicht mit „Chauvelglas“ verwechselt werden, einem Spiegelglas mit parallel verlaufenden Stahldrähten im Abstand von 50 mm. „Chauvelglas“ ist sicherheitstechnisch wie normales Spiegelglas zu beurteilen und wird heute nicht mehr hergestellt, kann aber noch an vielen Orten angetroffen werden. [1]

Teilvorgespanntes Glas (TVG)

TVG wird wie das vollvorgespannte Einscheiben-Sicherheitsglas (ESG) einem thermischen Vorspannprozess unterzogen. Der Abkühlvorgang vollzieht sich jedoch langsamer, wodurch es zu geringeren Spannungsunterschieden im Glas zwischen dem Kern und den Oberflächen kommt. Die Biegesteifigkeit liegt zwischen der von Floatglas und ESG, die Temperaturwechselbeständigkeit ist höher als beim Floatglas. Im Bruchfall entstehen Risse, die radial vom Bruchzentrum zu den Scheibenrändern verlaufen, ähnlich wie beim Bruch von Floatglas. In der Praxis wird TVG hauptsächlich für die Herstellung von Verbundsicherheitsglas (VSG) verwendet. Durch die großformatigen Bruchstücke weist VSG aus TVG eine hohe Resttragfähigkeit auf und dieses VSG wird hauptsächlich für Überkopfverglasungen und absturzsichernde Verglasungen verwendet. [3]

Spiegel

  • Aufbau und Qualität

Spiegel bestehen aus einer Flachglasscheibe, deren Rückseite mit einer Metallschicht belegt ist. Dabei handelt es sich in der Regel um eine Silberschicht, da Silber einfallendes Licht gut reflektiert. Zum Schutz der sogenannten Reflexionsschicht werden weitere Metallschichten, Kunststofffolien, Schutzlacke oder eine weitere Glasscheibe aufgebracht. Das Spiegelglas an der Oberfläche ist gut lichtdurchlässig, absolut eben, sehr glatt poliert, schlierenfrei und etwa 3-6 mm stark. Je dünner das Glas, desto besser ist der Reflexionsgrad, jedoch umso zerbrechlicher und anfälliger für Verformungen, wodurch die Bilder dann verzerrt erscheinen. Als Spiegelglas wird üblicherweise klares Floatglas oder Kristallglas verwendet. Für sicherheitsgefährdete Bereiche werden auch Spiegel mit Splitterschutzfolien oder aus Sicherheitsglas eingesetzt. In Nassbereichen und Räumen mit hoher Luftfeuchtigkeit eignen sich auch beschichtete Chromspiegel aufgrund der Korrosionsbeständigkeit und Widerstandsfähigkeit gegen Feuchtigkeit. Da die Metallschicht am Randbereich keinen bzw. weniger Schutz hat, stellt dieser Bereich der empfindlichste Teil des Spiegels dar; wird die Metallschicht (Reflexionsschicht) beschädigt, wird der Spiegel „blind“. Daher ist die Kantenverarbeitung ein weiteres Qualitätskriterium: Geschnittene Kanten sind unbearbeitet und scharfkantig und deshalb nur für gerahmte Spiegel einsetzbar, eine gesäumte Kante wird mit einem Schleifstein kurz bearbeitet. Schöner und etwas stabiler sind bei randlosen Spiegeln geschliffene oder polierte Kanten bis hin zu aufwändigen Zierschliffen. [4]

  • Pflegehinweise

Spiegel sind durch die extrem glatte Glasfläche leicht zu reinigen, Verunreinigungen können durch vorsichtiges kreisförmiges Abreiben entfernt werden. Es dürfen für Spiegel keine Glasklingen oder Glaskeramikschaber eingesetzt werden, da durch die Verspiegelung feinste Kratzer verstärkt werden.

Gereinigt wird möglichst ohne Reinigungsmittel, nur mit einem nebelfeuchten glatten Mikrofasertuch oder einem Fensterleder. Die Tücher/Leder sollten keinerlei Reinigungsmittelreste aufweisen, denn die Verspiegelung macht auch die feinsten Putzstreifen sichtbar. Das Wasser nicht direkt auf den Spiegel sprühen, sondern immer nur das Tuch befeuchten. Dies ist besonders bei nebeneinander liegenden oder in Nischen eingebauten Spiegeln zu beachten, denn sammelt sich in den Fugen oder Ecken Feuchtigkeit an, kann dies zu Spiegelfraß führen. Bei Spiegel- oder Kantenfraß handelt es sich um dunkle Verfärbungen vom Rand her kommend, die besonders bei Silberspiegeln auffallen. Die Ursache der Korrosion im Kantenbereich ist eine chemische Reaktion der Metallschicht, welche auf eine Beschädigung der rückseitigen Lackschicht zurückzuführen ist. Das Silber reagiert mit den in der Luft enthaltenen Schwefelverbindungen zu dunklen Silbersalzen. Häufigste Ursache ist anhaltende Feuchtigkeit, weshalb der Rand nach einer Feuchtreinigung sofort mit einem trockenen Tuch abgerieben werden soll. Beschlagene Spiegel neigen ebenfalls zu Spiegelfraß, weshalb diese trocken gerieben und der Raum gelüftet werden sollte. Starker und schnell auftretender Spiegelfraß tritt bei direktem Kontakt mit sauren oder alkalischen Reinigungsmitteln ein. Auch Essigsäure- oder Ammoniakdämpfe aus Reinigungsmitteln beschleunigen die Reaktionen.

Glasreiniger können eingesetzt werden, sind jedoch keine typischen Spiegelreiniger!

Eine Methode aus der Monteur-Praxis ist: Man sprüht auf ein Küchenrollentuch eine Lösung aus zwei Teilen destilliertem Wasser und einem Teil Spiritus (hochprozentiger Alkohol). Mit einem zweiten Küchenrollentuch wird nachgetrocknet. [5]

  • Gebrauchshinweise – Vermeidung von Spiegelschäden

Zu beachten ist die richtige Montage: Da Feuchtigkeit und Ausdünstungen aus der Wand den Spiegel blind machen können, ist zur Belüftung auf entsprechend Wandabstand zu achten.

Die Befestigung muss spannungsfrei und auf die Schutzlackierung abgestimmt sein. Klebebänder und Klebstoffe mit aggressiven Materialien können zu Beschädigungen des Schutzlacks führen, ebenso essigvernetzendes Silikon. Für Spiegel gibt es ein spezielles, neutrales Silikon. Beim Einsatz von Spiegelklammern sind Schutzmaterialien einzusetzen. Dauerhafte Temperaturen über 50°C sind zu vermeiden, weshalb die Auswahl und Ausrichtung von Leuchtmitteln zu berücksichtigen ist. Auch andauernde Sonneneinstrahlung sollte vermieden werden. [5]

  • Allgemeiner Hinweis

Generell ist im Innenausbau, insbesondere beim Einsatz von Verbund-Konstruktionen (z.B. Spiegel auf Holzwerkstoffplatte), auf das richtige Raumklima zu achten, da dies sonst zum Verzug der Platten führen kann! Nähere Hinweise zum richtigen Raumklima enthält das Kapitel „2 Allgemeine Informationen über Raumklima und Holz“.

[1] „Mehr Sicherheit bei Glasbruch“, GUV-SI 8027 GUV-Informationen Sicherheit bei Bau und Einrichtung, Bundesverband der Unfallkassen, Fockensteinstraße 1, 81539 München, www.unfallkassen.de
[2] „Gebrauchsinformation und Hinweise für Bauelemente“ 2011-08, Fachverband Glas – Fenster – Fassade Baden-Württemberg, Landesinnungsverband des Glaserhandwerks, Otto-Wels-Straße 11, 76189 Karlsruhe

[3] Die freie Enzyklopädie Wikipedia: www.wikipedia.de

[4] Holztechnik Fachkunde, 22. Auflage, Lektorat: Dipl.-Ing. (FH) Wolfgang Nutsch, Studiendirektor, VERLAG EUROPA-LEHRMITTEL Nourney, Vollmer GmbH & Co.KG, Düsselberger Straße 23, 42781 Haan-Gruiten

[5] Südwestrundfunk, Anstalt des öffentlichen Rechts, Neckarstraße 230, 70190 Stuttgart Haushaltsthemen: www.swr.de/kaffee-oder-tee/haushalt/spiegel-qualitaet-und-pflege/-/id=2343458/did=17006136/nid=2343458/cts5tz/index.html